Lehre & Vermittlung
Zumutung 2025
Transdisziplinäres Projektseminar im Wintersemster 25/26 an der Universität Hildesheim, eine Veranstaltung der Institute für Musik und Musikwissenschaft und für Bildende Kunst und Kunstwissenschaft, Start 27. Oktober 2025 14-17 Uhr an der Domäne Marienburg, Präsentation 19. Januar 2026.
Schnell sind wir bei der Hand mit der Feststellung: „Das ist eine Zumutung!“ – typografisch in fett und mit Ausrufezeichen geschrieben; häufig im Kontext von Musik und Geräusch, Wort und Tat verwendet; mit Ideologien und Verhaltensweisen der Anderen, die im Kontrast mit den eigenen Vorstellungen stehen. Eine Zumutung ist eine höchst individuelle Angelegenheit, hier kommen subjektiv emotionale und rationale Überlegungen eng zusammen. Sie betreffen vor allem das soziale Zusammenleben: Ausdruck und Anspruch, Empörung und Erklärung, individuelle Freiheit und Rücksichtnahme im Kollektiv, Affektion und Reaktion. Zeit, die ZUMUTUNG künstlerisch zu fassen – in Performances und Installationen, musikalischen und bildnerischen Experimenten. Ob Provokation, Grenzüberschreitung, Störung oder Obszönität – was im realen Alltag z. T. als unbequeme Widerstandsstrategie gilt, sind in der Kunst substantielle Praktiken des ob-scène, des Außen in die Mitte-Stellens, des Sichtbarmachens und Aufzeigens. Die Wiener Schule, die „Ismen“ der frühen Moderne (Konstruktivismus, Expressionismus), Happening, Street Art in der Bildenden Kunst oder die musikalischen Neuerungen (Zwölftonmusik, Neue Musik, Jazz, Rap, Punk) basierten auf dieser Grundlage. Die gesellschaftliche Empörung war dabei kalkuliert, im künstlerischen Konzept machten die Künstler*innen sich dadurch erst bekannt. Auch heute sind diese Themen und ihre ästhetischen Phänomene brandaktuell bis hin zu aktivistischen Äusserungen in der Kunst oder künstlerischen Formen zivilen Ungehorsams. Was muten Künstler*innen sich selbst zu, aber auch den Rezipierenden und der Gesellschaft? Körperlich, musikalisch, geistig, performativ. Wo sind die Grenzen des „Was geht?“ – Welche Konzepte sind überzeugend, welche verfügen über transformative Kraft?
Neben der theoretischen Auseinandersetzung mit der ZUMUTUNG wollen wir in diesem Projektseminar praktisch, transdisziplinär forschen und eigene Konzepte entwickeln. Welche Präsentationsform wir am Ende der Veranstaltung uns und unserem Publikum zumuten, wird sich zeigen!
Das Seminarprojekt wendet sich an Studierende aller (!) künstlerischer Fächer (Musik, Bildende Kunst, Medien, Literatur, Kreatives Schreiben, etc.) und bietet Raum für freie experimentelle Praxis, deren wissenschaftliche Analyse und Reflexion, sowie das Erlernen von Strategien kollektiver Kreation. Das Angebot steht auch bereits existierenden festen Gruppen-Konstellationen offen.